Erinnern und Schützen: 4 Jahre Nationales Naturmonument Grünes Band in Thüringen

Foto: Joachim Neumann

Vor vier Jahren, am 9. November 2018, beschloss der Thüringer Landtag den Schutz des Grünen Bandes als Nationales Naturmonument- auch in Erinnerung an die Friedliche Revolution und den Fall der Mauer. Seitdem ist die wertvolle Erinnerungslandschaft an der ehemaligen innerdeutschen Grenze Thüringens und die einzigartige Natur durchgehend geschützt. Auch aus diesem Anlass lädt die Stiftung Naturschutz Thüringen morgen, am 9. November, zur Grünes-Band-Tagung ins Bauhaushotel Probstzella. Die Veranstaltung setzt den Schlusspunkt in der Reihe "Der Schnitt", die in diesem Jahr unterschiedliche Formate zur Grenzabriegelung der DDR im Jahr 1952 ausrichtete.

„Das Grüne Band ist vom Todesstreifen zur Lebenslinie geworden und mahnt trotzdem, niemals die Aufarbeitung der SED-Diktatur ruhen zu lassen. Am 9. November 2018 machte der Thüringer Landtag den Weg für 763 Kilometer Grünes Band als Nationales Naturmonument frei. Hessen wird uns nun folgen. Unsere Stiftung Naturschutz betreut die Flächen und entwickelt sie. Dem Team der Stiftung gebührt unser Dank, ebenso dem Landesbeauftragten für Aufarbeitung. Ich werde mich auch auf der kommenden Umweltministerkonferenz in Goslar am 25. November dafür einsetzen, dass das Bundeskompetenzzentrum Grünes Band nach Thüringen kommt. Eisenach wäre ein idealer Standort“, erklärt Umweltministerin Anja Siegesmund.

Peter Wurschi, Thüringer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, erklärt: „Am ehemaligen Todesstreifen bleiben die familiären Erinnerungen an Repression und Stacheldraht bis heute am Leben. Das Nationale Naturmonument hilft dabei Brücken zu bauen: Vom Gestern ins Heute, zwischen Kultur und Natur und von Ost nach West. So kann, wo einst die Grenze Familien, Freunde, Kultur – und Naturräume zerschnitt, wieder gemeinsam die Zukunft diskutiert und geschaffen werden.“

„Das Nationale Naturmonument 'Grünes Band Thüringen' zeigt nicht nur, dass Naturschutz und Erinnerungskultur gleichberechtigt gelebt werden können, sondern es ist auch eine Chance für die vielfältigen Regionen vor Ort. Landesweiter Biotopverbund, lebendiges Zeugnis der neueren Zeitgeschichte, regionale Wertschöpfung sind nur einige Aspekte dieses Schutzgebietes die hier zu nennen sind“, erklärt Denis Peisker, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz Thüringen.

In den vergangen drei Jahren hat die Stiftung Naturschutz Thüringen, die die Trägerschaft des Nationalen Naturmonuments „Grünes Band Thüringen“ übertragen bekommen hat, in enger Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren eine Vielzahl von Projekten umgesetzt.

 

Hintergrund:
Mit einer Länge von 763 Kilometern hat Thüringen den mit Abstand größten Anteil am Grünen Band Deutschland (rd. 1 400 km). Kai Frobel und Hubert Weiger, BUND Bayern und Deutschland, waren Initiatoren des Ende 1989 im fränkischen Hof stattgefundenen ersten gesamtdeutschen Treffens von Naturschützern aus Ost und West. Hier wurde die Idee des Grünen Bandes Deutschland geboren. Im Jahr 1990 griff der damalige Bundesumweltminister Prof. Dr. Klaus Töpfer diese Idee auf. Am 19. Juni 2002 übernahm Michael Gorbatschow die Schirmherrschaft für die Idee eines „Grünen Bandes Europa“.
Die Schutzgebietskategorie Nationales Naturmonument (kurz: NNM) wurde im Jahr 2009 in das Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) aufgenommen. Danach sind Nationale Naturmonumente schützenswerte Gebiete, die aus wissenschaftlichen, naturgeschichtlichen, kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen und wegen ihrer Seltenheit, Eigenart oder Schönheit von herausragender Bedeutung sind. Nationale Naturmonumente sind rechtlich wie Naturschutzgebiete geschützt. Die Besonderheit eines Nationalen Naturmonumentes liegt in der untrennbaren Verbindung des Naturschutzes mit dem Erhalt einer Landschaft oder Region aus kulturhistorischen oder landeskundlichen Gründen.
Das Nationale Naturmonument beinhaltet den Kernbereich und damit das Rückgrat des Grünen Bandes Thüringen. Es umfasst eine Gesamtfläche von rund 6 500 Hektar. Abgegrenzt wird das Nationale Naturmonument auf der einen Seite durch die Landesgrenze und auf der anderen Seite durch den noch vorhandenen Kolonnenweg oder dessen ehemaligen Verlauf. In das Gebiet einbezogen sind neben dem Kolonnenweg selbst auch weitere Reste der ehemaligen Grenzbefestigungsanlagen sowie Gedenksteine, Tafeln und andere Erinnerungseinrichtungen als Spuren der deutsch-deutschen Geschichte.