Thüringer Naturschutzpreis 2024
"Stadtnatur, Dorfnatur – meine Natur!"
Unter dem Motto "Stadtnatur, Dorfnatur - meine Natur!" verleiht die Stiftung Naturschutz Thüringen am 11. September 2024 den 9. Thüringer Naturschutzpreis.
In diesem Jahr suchte die Stiftung Städte, Gemeinden, Dörfer und Ortsteile in Thüringen, die ihre innovativen Naturschutz-Projekte vorstellen. Öffentliche Räume im Siedlungsbereich können durch clevere Maßnahmen im Sinne des Naturschutzes aufgewertet werden. Kommunen haben hier einen großen Gestaltungsspielraum: Wird der Natur beispielsweise auch im besiedelten Bereich Platz für natürliche Dynamik eingeräumt, stellt sich oft von ganz allein eine hohe Artenvielfalt ein. Die Stiftung Naturschutz Thüringen möchte genau solch ein besonderes Engagement von Stadt- und Gemeindeverwaltungen auszeichnen – ganz nach dem Motto „Stadtnatur, Dorfnatur: meine Natur“.
Innovative Projekte mit einem hohen Mehrwert für den Naturschutz liegen uns dabei besonders am Herzen. Dabei möchten wir insbesondere Initiativen auszeichnen, die neben der Erhöhung von Biodiversität zum Beispiel auch zum Klima- und Hochwasserschutz beitragen oder eine wirksame Anpassung des Siedlungsbereiches an sich verändernde Umweltbedingungen ermöglichen. Auch die Zusammenarbeit mit Bürgerinnen und Bürgern, die ihre Ideen oder auch tatkräftige Unterstützung in ein Projekt an ihrem Wohnort einbringen, möchten wir honorieren.
Alle Auszeichnungen im Überblick*
*Die Reihenfolge entspricht keiner Rangordnung.
Stadt Erfurt – "Mehr Vielfalt für die Erfurter Ortsteile"
In insgesamt 41 Ortsteilen der Landeshauptstadt wurden und werden Naturschutzprojekte unterstützt, um die Artenvielfalt und den Schutz der Landschaft zu fördern. Viele dieser Ortsteile sind ländlich geprägt oder haben besondere Naturgebiete wie Flussauen, die wichtig für die Biodiversität sind. Einige Beispiele für die Projekte sind die Anlage eines Mini-Waldes sowie einer Blühfläche mit Insektenhotel, Lehrtafeln und Biberweidensteckhölzern oder die Errichtung eines Lebensturms und Pflanzung heimischer Sträucher.
Die Projekte zur Förderung von Biodiversität und Flurerhaltung wirken sich positiv auf das Mikroklima in den jeweiligen Gebieten aus. Sie erhöhen die Lebensqualität und bieten den BürgerInnen Möglichkeiten, sich im Umwelt- und Naturschutz zu engagieren, zum Beispiel durch Gemeinschaftsgärten. Außerdem tragen die Projekte zur Bildung und Aufklärung bei, indem Informationstafeln aufgestellt werden und die Menschen aktiv in die Umsetzung eingebunden werden.
Ortsteil Köttendorf – "Naturnaher Ortskern Köttendorf"
Das Ziel des Projektes ist es, den Ortskern von Köttendorf naturnah, klimafest und pflegeleicht zu gestalten. Im Ortskern wurden heimische und klimafeste Wildpflanzen gepflanzt. Es gibt viele kleine Lebensräume für Tiere, wie Trockenmauern, Steinhaufen, Sandbeete und Totholz. Außerdem wurden Nistplätze für Vögel und andere Tiere geschaffen. Die Menschen sollen diese Natur erleben können. Es gibt Sitzplätze zum Entspannen, Schattenbäume und Sträucher. Zwei Sickermulden und eine Sickerrinne sammeln das Regenwasser. Besonders innovativ ist, dass eine so vielfältige und große Fläche mitten im Dorf geschaffen wurde, die gemeinsam gepflegt wird. Durch das gemeinsame Planen und Bauen ist das Thema Natur für alle wichtig geworden.
Gemeinde Schwarza – "Anlage eines Naturgartens mit verschiedenen Strukturelementen"
Die Gemeinde Schwarza hat im Jahr 2021 zusammen mit dem LPV "Thüringer Grabfeld" e.V. und der Natura 2000-Station Grabfeld einen Naturgarten angelegt. In diesem Garten gibt es verschiedene Bereiche, wie eine Streuobstwiese, einen Teich, einen Bachlauf, Kopfweiden und verschiedene heimische Sträucher. Auch ein Bauerngarten wurde angelegt. Das Ziel war es, verschiedene kleine Lebensräume zu schaffen, um die Artenvielfalt zu fördern. So sollten besonders Bienen, Insekten, Vögel und Fledermäuse einen neuen Lebensraum mitten im Ort finden. In Schwarza werden auf öffentlichen Flächen schon seit Jahren keine Pestizide mehr verwendet. Die Gemeinde kümmert sich um die Pflege des Gartens. Die Grünflächen werden nur teilweise gemäht, damit einige Grasstreifen stehen bleiben. Die Bewohner pflegen die Beete selbst und gießen sie.
Stadt Eisenach – "Kleingarten trifft Naturschutz"
Das Projekt wurde in Eigeninitiative von den Mitgliedern des Kleingartenvereins Sonnenschein e.V. Eisenach mit finanzieller und fachlicher Unterstützung der Stadtverwaltung Eisenach über ein Förderprogramm gestartet. Die Hauptidee war und ist im Bereich des Kleingartenwesens auf die Bedeutung und Realisierung von Naturschutz über anschauliche Modellprojekte praktisch hinzuweisen. Es handelte sich um eine ca. 2500m² große Hangwiese im Bereich der Kleingartenanlage hauptsächlich ungenutzt oder als Pferdekoppel diente und jetzt öffentlich zugänglich ist.Im Rahmen der Beantragung von Fördergeldern hat die Stadt Eisenach sich deshalb als Eigentümer der Fläche beim thüringenweiten Wettbewerb zur Förderung der Insektenvielfalt in der Kommune „Mehr Natur in Dorf und Stadt“ beteiligt und für 2021-2022 eine Förderung erhalten, um die Ideen in Zusammenarbeit mit dem Kleingartenverein umzusetzen.
Es wurden bereits Projekte wie die Umsetzung einer Blühwiese, Vögeltränke, eines Ameisenhügels, Bienenstocks, Kleingewässers, Kräutergartens, Barfußpfades oder die Anpflanzung alter Obstsorten sowie die entsprechenden Beschilderungen realisiert. Durch die Bepflanzung des Hanggrundstückes fließt das Wasser langsamer ab. Gleichzeitig wird durch die Blumenwiese und die Bepflanzung mit Sträuchern und Gehölzen eine Beschattung der Fläche und damit auch eine kleine Frischluftschneise geschaffen.
Gemeinde Buttstädt – "Buttstädter Heimatwege - erleben, entdecken und einfach durchatmen"
Hier wurden von 2017 bis 2019 verschiedene Naturschutzmaßnahmen umgesetzt. Diese Projekte erstrecken sich über die gesamte Stadt. Ziel war es, neue und verbesserte Freizeitmöglichkeiten im Freien für Kinder, Jugendliche und Familien zu schaffen. So wurden eine kleine Parkanlage mit einem Naschgarten angelegt. Ein Boule-Feld und Hochbeete, unter dem Motto "Essbare Stadt", wurden geschaffen, um einen Platz für Jung und Alt zu bieten. Diese Einrichtungen binden auch die Altenpflegeheime mit ein. Es wurden Böden entsiegelt, neue Bäume gepflanzt und Flächen begrünt, um einen Ort der Erholung zu schaffen.
Die neu geschaffenen Grünflächen und Bäume bieten Lebensraum und Nistmöglichkeiten für verschiedene Vogelarten. Bestäuber finden in den Biotopen und Blumenwiesen reichlich Nahrung und Lebensraum. Kleinsäuger wie Igel, Feldmäuse und Eichhörnchen finden in den Grünflächen und Hecken Schutz und Nahrung. Renaturierte Bereiche und Feuchtgebiete bieten Lebensraum für Amphibien.
Stadt Gotha – "Mini-Wald am Mohrenberg"
Im November 2020 wurde am Mohrenberg auf einer freien Fläche ein „Mini-Wald“ gepflanzt. Dieses Klimaschutzprojekt orientiert sich an den Methoden des japanischen Biologen Akira Miyawaki und des indischen Ingenieurs Shubhendu Sharma. Der Mini-Wald in Gotha hat eine Fläche von 710 m². Er verbessert das Stadtklima, indem er Staub und Abgase filtert, bietet Nahrung für Bienen, erhöht die Artenvielfalt und schafft Lebensraum für Tiere und Pflanzen und steigert die Lebensqualität der Menschen.
Der Mini-Wald besteht aus 2.495 Bäumen, die in einem festen Muster gepflanzt wurden. Zur Straße hin wurden zusätzlich 95 Sträucher in zwei Reihen gepflanzt. Die Auswahl der 20 Baumarten basiert auf aktuellen Studien zu klimaresistenten Pflanzen. Zwei größere bestehende Bäume wurden erhalten und in den Wald integriert. Hier profitieren insbesondere Wildbienen, Käfer und sonstige Insekten, aber auch Eidechsen im Schutz der umgebenden Mauerreste. Weiterhin wird die Vogelpopulation positiv durch ein hohes Nahrungsangebot, Schutz vor Raubtieren und durch Nistmöglichkeiten beeinflusst.
Wer konnte ein Projekt einreichen?
Alle Städte, Gemeinden, Dörfer und Ortsteile im Freistaat Thüringen konnten sich bewerben. Es war auch möglich, als BürgerIn oder Verein eine Kommune für den Naturschutzpreis vorzuschlagen.
Welche Projekte konnten eingereicht werden?
Die eingereichten Projekte mussten im Freistaat Thüringen durchgeführt worden sein und sollten sich durch einen überdurchschnittlich naturschutzorientierten Ansatz auszeichnen. Sie mussten sich mindestens in der Umsetzungsphase befinden. Es konnten Einzel- und Gruppenprojekte eingereicht werden. Gekürt werden die Gewinner durch eine Fachjury. Eine Auszeichnung mehrerer Projekte ist möglich.
Über den Thüringer Naturschutzpreis
Seit 2008 wird von der Stiftung Naturschutz Thüringen (SNT) im zweijährigen Rhythmus der Thüringer Naturschutzpreis vergeben, der immer zu einem speziellen Naturschutzthema ausgelobt wird. Der Preis ist mit 10.000 € dotiert und wird am 11. September 2024 in einer Festveranstaltung verliehen.