Zum Ende des Winterschlafes der Feldhamster feierten Ehren- und Hauptamtliche des Thüringer Feldhamsterschutzes heute in Warza, Landkreis Gotha, das „Frühlingserwachen“. Die Stiftung Naturschutz Thüringen richtete das „Frühlingserwachen“ erneut aus, wie bereits im letzten Jahr, zum Start der neuen Veranstaltungsreihe – diesmal auf den Flächen des Biolandwirts Robert Frank.
Umweltstaatssekretär Dr. Burkhard Vogel dankte den Anwesenden für ihr Engagement: „Für den Artenschutz in der Agrarlandschaft ist der Hamster ein wichtiges Symbol. Wir haben durch gemeinsame Anstrengungen mit der Landwirtschaft und die vielen Projekte, die das Umweltministerium fördert, schon einiges erreicht. Der Feldhamster ist aber weiterhin vom Aussterben bedroht. Neu entwickelte Förderungen für Schutzmaßnahmen kommen gleichzeitig auch anderen Arten in und an den Feldern zugute. Und sie zeigen, dass Artenschutz und Landnutzung in einen guten Einklang gebracht werden können. “
Nach dem kräftezehrenden, sechsmonatigen Winterschlaf beginnt für die Tiere Anfang Mai das neue Hamsterjahr. Viele Feldhamster wachen allerdings nicht aus dem Winterschlaf auf, denn sie konnten im Herbst nicht genug Vorräte sammeln. In der Region um Gotha lagen ehemals die größten Vorkommen des Feldhamsters. Heutzutage ist er so selten geworden, dass die Art weltweit vom Aussterben bedroht ist.
„Das Frühlingserwachen des Feldhamsters ist deshalb mehr als nur ein jährliches Ereignis – es ist ein Aufruf zum Handeln und eine Erinnerung an unsere Verantwortung zum Schutz dieser einst häufigen Art“, sagte Annemarie Merkel, verantwortliche Projektmitarbeiterin der Stiftung Naturschutz Thüringen.
Engagierte Landwirte, wie Robert Frank, sind wichtig, um den Feldhamster vor dem Aussterben zu bewahren. Der Landwirt setzt auf der Hälfte seiner Betriebsflächen Feldhamsterschutzmaßnahmen um, darunter Hamsterstreifen und die Stoppelbrache mit verzögerter Ernte. Über das Thüringer Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) erhalten Betriebe einen finanziellen Ausgleich für diesen Mehraufwand. Noch bis zum 15. Mai 2024 können diese einen Antrag für das Jahr 2025 stellen.
Zum Abschluss des Termins wurde gemeinsam nach den Feldhamsterbauen gesucht. Exemplarisch wurde dabei ein Bau vermessen, fotografiert und mit der Meine Umwelt- App aufgenommen. Diese Daten bilden eine wichtige Grundlage, um Feldhamsterschutzmaßnahmen sinnvoll zu platzieren. Auch Privatpersonen können sich im Rahmen ehrenamtlicher Kartierungen für den Feldhamster einsetzen. Unter Anleitung von Expertinnen und Experten finden gemeinsame Feldbegehungen auf der Suche nach Feldhamsterbauen statt. Termine und Ansprechpartner werden über die Website www.feldhamster-thueringen.de <http://www.feldhamster-thueringen.de> bekannt gegeben.
Hintergrund
Das ENL-Projekt „Sofortprogramm Feldhamsterschutz in Thüringen“ dient dem Schutz des vom Aussterben bedrohten Europäischen Feldhamsters (Cricetus cricetus). Thüringen hat, als Teil des größten zusammenhängenden Verbreitungsgebietes in Deutschland, eine hohe Verantwortung für den bundesweiten Schutz bzw. die Erhaltung der Art. Insbesondere trägt das Land eine Verantwortung für den Schutz und Erhalt der melanistischen (schwarzen) Feldhamster. Die Stiftung Naturschutz Thüringen ist für die Koordination und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Als Verbundpartner sind die Stiftung Lebensraum Thüringen e.V., die Naturforschende Gesellschaft Altenburg e.V. und der Landschaftspflegeverband Mittelthüringen e.V. vor Ort bei der Beratung der Landwirte im Einsatz.
Durch diese Beratung erfolgt die gezielte Lenkung der Naturschutzmaßnahmen in die Feldhamsterschwerpunktgebiete und prioritäre Handlungsbereiche. Die Wirksamkeit der beworbenen KULAP-Maßnahmen wird durch Bestandserfassungen im Rahmen des FFH-Monitorings des Thüringer Landesamts für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) sowie ergänzende Wiederholungskartierungen auf repräsentativen Maßnahmenflächen in der laufenden Förderperiode wissenschaftlich untersucht.
Das Thüringer Umweltministerium unterstützt die Arbeit in vielfältiger Weise: Neben der langjährigen Förderung von Projekten zum Hamsterschutz wurden mit dem Landwirtschaftsministerium feldhamsterfreundliche Bewirtschaftungen von Landesflächen vereinbart, die einen Schwerpunkt auf den Flächen des Thüringer Lehr-Prüf- und Versuchsgut Buttelstedt haben.