Licht und Schatten für seltene Arten - Gleich zwei Landschaftspflegemaßnahmen bei Oberzella

Auf den Flächen der Stiftung Naturschutz Thüringen im Grünen Band bei Oberzella finden in diesen Tagen Arbeiten zur maschinellen Entbuschung auf 1,4 Hektar statt. Außerdem soll auf circa einem Hektar Niederwald entstehen. Die Flächen gehören zu den ca. 4.000 ha, die der Stiftung Naturschutz Thüringen als Naturerbeflächen ins Eigentum übertragen wurden. Damit verbunden ist der Auftrag, diese Flächen als länderübergreifenden Biotopverbund zu erhalten, zu pflegen und zu entwickeln sowie als historisches Denkmal zu sichern und zu erhalten.

Bei der Fläche die entbuscht werden soll handelt es sich um ehemaliges Weideland das nun zugewachsen ist. Entbuschen bedeutet, dass aufgewachsene Gehölze bei der Maßnahme entfernt werden. Einzelne Gehölze, wie alte Obstbäume. werden dabei aber erhalten. Die Flächen sollen nach der Maßnahme durch ortsansässige Landwirte als extensives Grünland genutzt werden.

Ein Niederwald ist bereits 2018 auf einer benachbarten Fläche angelegt worden. Mit den aktuellen Arbeiten führt die Stiftung jetzt das langfristig angelegte Niederwaldprojekt weiter. Der entstehende Aufwuchs wird nach 10-20 Jahren flächig „geerntet“. Die nachwachsenden Bäume werden also nicht alt, erreichen nur eine geringe Höhe und bilden einen Niederwald. Damit werden wieder Lebensräume für viel seltene und bedrohte Arten geschaffen, die in gleichem Maße Licht wie Schatten benötigen. Diesen Arten ist es im Hochwald zu dunkel und auf Wiesenflächen zu strukturarm. In den ersten Jahren nach der Holzernte werden sich neben vielen selten gewordenen Pflanzen, wie Orchideen, Türkenbund und Seidelbast vor allem zahlreiche Spinnen- und Insektenarten, wie Schmetterlinge und Ameisen in den entstandenen lichten Bereichen ansiedeln und ausbreiten. Dies zieht Vogelarten wie Neuntöter, Raubwürger, Heckenbraunelle und Waldschnepfe in die offenen Flächen des Niederwaldes, die vom Insektenreichtum profitieren. Auch Reptilien und Amphibien nutzen diese Bereiche gerne. Mit zunehmendem Aufwuchs der Bäume werden Hase, Rehwild und Wildkatze Deckung und Nahrung im Wald finden. Und bevor es zu einem geschlossenen Kronendach und einer kompletten Verschattung des Areals kommt, beginnt mit der nächsten Holzernte der Zyklus der Artenvielfalt von neuem.