Feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen

Carlotta Schulz (SNT), Detlef Röthling und Jürgen Paffen (Agrar Weißensee) auf ihrer gemeinsamen Projektfläche, Foto: SNT
  • Ort: LKR Sömmerda, Gemarkung Schilfa
  • Laufzeit: 2018-2023            
  • Finanzierung: 21.800 €      
  • Wir helfen hiermit: ...dem Feldhamster

In der Gemarkung Schilfa führt die Agrargenossenschaft Weißensee e.G. seit 2018 im Auftrag der Stiftung Naturschutz Thüringen auf 14 ha ihrer landwirtschaftlichen Flächen eine feldhamsterfreundliche Bewirtschaftung durch. Der Betrieb ergreift hier gegen eine Aufwandsentschädigung vielfältige Maßnahmen, um den vom Aussterben bedrohten Feldhamster (Cricetus cricetus) zu fördern.  Die gemeinsam mit der Natura 2000-Station „Mittelthüringen/Hohe Schrecke“ erarbeiteten Maßnahmen umfassen u.a. eine kleinräumigere Fruchtfolge durch Teilung eines großen Ackerschlages in kleinere separat bewirtschaftete Teilflächen, die Anlage und Pflege eines zweiteiligen Blühstreifens mit hamsterfreundlichen Blühmischungen sowie das Belassen einer Stoppelhöhe von mindestens 15 cm bei der Ernte und eine Verzögerung des darauf folgenden Umbruchs bis mindestens Mitte September.

Diese Bewirtschaftung bietet dem Feldhamster und anderen Arten der Feldflur dauerhaft Nahrung und Deckung und wertet so den Acker als Lebensraum deutlich auf. Die Feldhamsterbestände auf der Fläche werden durch den LPV Mittelthüringen e.V. im Rahmen des BfN-Projekts „Feldhamsterland“ regelmäßig erfasst, um die Populationsentwicklung zu kontrollieren. Im Zuge der Öffentlichkeitsarbeit soll dieses Projekt weitere Betriebe und Freiwillige für den Feldhamsterschutz begeistern.

Erste Erfolge auf verschiedenen Ebenen sind bereits zu verzeichnen: Bei der Feldhamster-Kartierung im Jahr 2019 konnten auf der Projektfläche immerhin 13 Feldhamsterbaue erfasst werden, im Vorjahr vor Beginn der Maßnahmen waren es noch 6 Baue. Zehn der aktuell erfassten Baue lagen außerdem im Bereich der Blühstreifen, was die Attraktivität dieser Strukturelemente für den Feldhamster belegt. Von den Blühstreifen profitieren natürlich auch Insekten, die bei den Begehungen zahlreich zu beobachten waren. Besonders erfreulich ist diese Zunahme, da sie sich deutlich von der insgesamt leider negativen Bestandsentwicklung des Feldhamsters auf nahezu allen anderen kartierten Flächen in Thüringen abhebt. Es ist uns daher wichtig, die Maßnahmen gemeinsam mit dem Betrieb weiter fortzuführen, um die ersten Erfolge zu sichern und in Zukunft hoffentlich weiter auszubauen. Zu diesem Zwecke wurde eine Verlängerung der Maßnahmen zunächst bis zum Jahr 2023 vertraglich vereinbart, wobei die Flächengröße der Blühstreifen noch erhöht wurde.

Entgegen des Trends der sich mancherorts verschärfenden Fronten zwischen Naturschutz und Landwirtschaft setzen solche Projekte ein Zeichen und stellen die Weichen für eine auch und besonders in Zukunft unabdingbare konstruktive Zusammenarbeit.  Nur so kann ein hoffentlich immer weiter wachsender Biotopverbund für den Feldhamster entstehen, der am Ende vielleicht den entscheidenden Unterschied für die Rettung der vom Aussterben bedrohten Tierart in Thüringen macht.


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