Flächenerwerb und Entwicklung der Aue im Naturschutzgebiet „Alte Werra“
- Ort: Wartburgkreis, Gemeinde Gerstungen, Gemarkung Gerstungen und Neustädt
- Laufzeit: Grunderwerb ab 2006, Umsetzung bauliche Maßnahmen 2010 und 2011, Steuerung temporäre Vernässungen dauerhaft
- Finanzierung: 170.000 € Ersatzzahlung
- Wir helfen/schützen hiermit: Aufwertung eines strukturreichen Auenbereichs, Optimierung eines der wichtigsten Wiesenbrütergebiete Thüringens
Das Projektgebiet im Naturschutzgebiet „Alte Werra“ zwischen Neustädt und Gerstungen ist geprägt durch einen vielgestaltigen Auenbereich - u.a. durch den mäandrierenden Flusslauf der Werra, Auengehölze, periodisch überschwemmte Auenwiesen, Altwasserreste, Schilfröhrichte und Riede, daneben zeitweise trockenfallende Senken und großflächiges Grünland. Das Gebiet hat eine besondere Bedeutung als Rast-, Brut- und Nahrungshabitat für hochgradig gefährdete Vogelarten. Es handelt sich um eines der wichtigsten Wiesenbrütergebiete Thüringens u.a. mit Brutnachweisen von Bekassine, Braunkehlchen, Wachtelkönig und Wiesenpieper.
Die durch die Obere Naturschutzbehörde seit 2001 entsprechend der Entwicklungsvorgaben der Schutzgebietsverordnung probeweise durchgeführten Anstaue des Grabens im Frühjahr brachten einen großen Erfolg im Hinblick auf die Vogelwelt. Auf der flachwasserüberstauten Fläche fanden sich u.a. Kiebitze, Rotschenkel, Silberreiher, Weiß- und Schwarzstörche zur Nahrungssuche ein. Die seltene und schöne Schwanenblume erweiterte durch die vorübergehende Überstauung ihren Lebensraum. Das temporäre Überstauen der Flächen führte jedoch zu Konflikten mit den betroffenen Flächeneigentümern, gleichzeitig drohte das artenreiche Altwasser vollends zu verlanden und die vorhandene Staueinrichtung war dringend renovierungsbedürftig.
2006 startete die Stiftung Naturschutz Thüringen ein Projekt mit Mitteln aus der Ausgleichsabgabe. Ca. 21,4 Hektar Flächen wurden im Überstauungsbereich erworben, bzw. durch Flächentausch dorthin verlagert. Konflikte mit Flächenbesitzen sind somit auf Dauer ausgeräumt. Im Sommer 2010 renovierte die Stiftung das Wehr, damit die entwässernde Wirkung des Grabens im Frühjahr aktiv gestoppt werden kann und sogar ein temporärer Einstau von Flachwassermulden möglich ist. Feuchteres, naturschutzfachlich wertvolleres Grünland kann sich entwickeln.
Der ca. 650 m lange stark verlandete Altarm wurde 2011 stellenweise ausgebaggert. Insgesamt 3800 m3 Schlamm wurden aus dem Altarm entnommen, vor Ort getrocknet und fachgerecht entsorgt. Für Stillgewässerarten wird der Lebensraum verbessert. Strukturreiche Amphibienlaichhabitate bleiben auf Dauer erhalten.
Eine naturschutzgerechte landwirtschaftliche Nutzung ist weiterhin möglich. bzw. ist aus naturschutzfachlicher Sicht ausdrücklich erwünscht. Örtliche Landwirte bewirtschaften das Grünland nach dem 1. Juli so, dass Wiesenbrüter nicht beeinträchtigt werden. Zur Aufwertung der Aue hat die Stiftung Naturschutz Thüringen insgesamt ca. 170.000 € investiert. Das jährliche Einstauen im Frühling wird auf Dauer fortgesetzt.
zurück zur Übersicht