20 Schmale Windelschnecke
Vertigo angustior
“Klein, aber wichtig: Der Schneckenwinzling, der durch seinen Schutzstatus Bauvorhaben verhindern kann!”
Gruppierung: Weichtiere
Familie: Windelschnecken (Vertiginidae)
Gattung: Vertigo
Unsere Projektgebiete: Kalkniedermoore Alperstedter Ried und Haßlebener Ried

Wie sieht sie aus?
Mit nur 2 mm Länge gehört die Schmale Windelschnecke zu den winzigsten Weichtieren unserer Heimat. Ihr hellgrauer Körper versteckt sich in einem zierlichen, linksgewundenen Gehäuse mit braunen bis gelblichen Streifen. Besonders faszinierend: Die kleine Schnecke schützt sich mit 5-6 winzigen Zähnen in der Gehäuseöffnung vor Feinden und Austrocknung. Ein wahres Wunderwerk der Natur – allerdings nur mit der Lupe zu bewundern!
Wo helfen wir ihr?
Im FFH-Gebiet Haßleber Ried - Alperstedter Ried führen wir Pflegemaßnahmen durch, die einen hohen Wasserstand gewährleisten und gleichzeitig die Entnahme von Biomasse ermöglichen. Dadurch verhindern wir, dass die wertvollen Lebensräume der kalkreichen Niedermoore und Feuchtwiesen, die ebenfalls geschützt sind, überwuchert werden und schwächere Arten verdrängt werden.
Im Alperstedter Ried erfolgt eine naturnahe, ganzjährige Beweidung mit Wasserbüffeln, Exmoor-Ponys und Rotem Höhenvieh. Im Haßlebener Ried werden die nässesten und wertvollsten Flächen mithilfe einer Moorraupe gepflegt, während andere Bereiche gemäht und bestimmte Zonen als Rückzugsräume erhalten werden.
Wo lebt sie?
Die Schmale Windelschnecke liebt es warm, feucht und kalkhaltig. In Thüringen versteckt sie sich besonders gern in den Rieden des Thüringer Beckens – etwa im Alperstedter und Haßlebener Ried. Dort findet sie in Röhrichten, Feuchtwiesen und Niedermooren ideale Bedingungen: eine dicke Streuschicht als Schutz und dauerhaft feuchte Böden. Obwohl europaweit verbreitet, bildet sie nur selten größere Populationen. Umso wertvoller sind unsere thüringischen Vorkommen!
Wusstest du?
Die Schmale Windelschnecke ist eine von zwei heimischen, linksgewundenen Vertigo-Arten. Trotz ihrer Ähnlichkeit zur ebenfalls linksgewundenen Windelschnecke Vertigo pusilla, lässt sie sich leicht an ihrem gestreiften Gehäuse von dieser unterscheiden – mit Lupe oder gutem Auge. Sie lebt 1–2 Jahre, vermehrt sich meist durch Selbstbefruchtung und legt im Frühjahr bis Sommer wenige Eier. Als empfindliche Art reagiert sie stark mit Bestandseinbrüchen und gilt als wertvoller Bioindikator für Veränderungen im Lebensraum.

Wie gefährdet ist er?
Die Schmale Windelschnecke steht auf der Roten Liste und gilt damit deutschlandweit als gefährdet. In Thüringen geht man von weniger als 40 Populationen aus. Schuld sind intensive Landwirtschaft, Entwässerung und Verbuschung ihrer Feuchtlebensräume. Als FFH-Art genießt sie besonderen Schutz, weshalb regelmäßige Monitorings durchgeführt werden. Doch es fehlen Experten für die Kartierung: Molluskenforscher ("Weichtierforscher") sind rar! Immerhin hat diese Artengruppe einen Vorteil – sie laufen den Kartierern nicht davon.
Unser Tipp!
Eine Schmale Windelschnecke zu endtecken ist fast wie ein Bernsteinfund - ein echtes Highlight. Ein wichtiges Erkennungsmerkmal ist die Linkswindung ihres Gehäuses. Hält man das Häuschen senkrecht mit der Öffnung nach unten und zu sich, zeigt die Windung nach links. Am besten übt man das Prinzip zuerst mit einer größeren Schnecke. Übrigens: Bei Weinbergschnecken ist eine Linkswindung extrem selten – dann hat man einen echten „Schneckenkönig“ gefunden.
