Artenschutz: Feldraine als Lebensadern - Abschlussveranstaltung des Projekts VIA Natura 2000

+++ Gemeinsame Medieninformation Stiftung Naturschutz Thüringen und Thüringer Umweltministerium+++

Mit dem Feldrain-Symposium in der Bürgerhalle Löbichau findet heute die offizielle Abschlussveranstaltung des 6-jährigen Projektes VIA Natura 2000 statt. Das Projekt wird noch bis April 2026 im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert und erhält weitere Förderung durch das Thüringer Umweltministerium. Seit 2020 sind etwa 65 Hektar blütenreiche Feldraine entlang intensiv genutzter Agrarflächen neu entstanden. Feldraine sind schmale, längliche sowie dauerhaft vorhandene Strukturen aus Wildkräutern und Gräsern, die sich am Rand von Wegen, Äckern, Wiesen, Hecken oder Feldgehölzen befinden. Sie stellen wichtige Lebensräume für Insekten, für Wildbienen, Schwebfliegen und Schmetterlinge dar. Viele weitere Tierarten wie Feldhase, Rebhuhn und andere Feldvögel profitieren von den Feldrainen, denn sie bieten ihnen Nahrungsgrundlage, Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten. Dauerhafte Feldraine bieten neben Artenschutz auch Erosionsschutz und Wasserrückhalt in der Landschaft durch Durchwurzelung bis in 2m Tiefe und werten das Landschaftsbild in Agrarlandschaften auf. Die Feldraine des Projektes sollen dauerhaft bestehen bleiben und gepflegt werden. 

Zur Eröffnung des Symposiums begrüßten Matthias Herbert vom Bundesamt für Naturschutz, Abteilungsleiter der Abteilung II 4 Natur und Landschaft in Planung und Projekten sowie erneuerbarer Energie und die Staatssekretärin des Thüringer Umweltministeriums Karin Arndt die Teilnehmenden.

„Das Projekt "VIA Natura 2000" in Thüringen zeigt erfolgreich, wie strukturreiche Saumbiotope in Agrarlandschaften vernetzt werden können – mit messbarem Nutzen für den Schutz und Erhalt der Insektenvielfalt. Als Teil des Bundesprogramms Biologische Vielfalt leistet das Projekt einen wichtigen Beitrag zum europäischen Biotopverbund und zur langfristigen Sicherung der biologischen Vielfalt in Deutschland. Das Bundesamt für Naturschutz unterstützt diesen innovativen, regional verankerten Ansatz ausdrücklich", bekräftigte Matthias Herbert.

Karin Arndt, Staatssekretärin im Thüringer Umweltministerium, ergänzt: „Unsere Feldraine sind sowohl eine Augenweide als auch ein überlebenswichtiger Naturraum für unzählige Insekten. Gerade entlang von großen Ackerflächen sind sie von enormer Bedeutung. Das belegen auch die jüngsten Monitoringergebnisse der Stiftung Naturschutz. Mehr Feldraine bedeuten mehr Wildkräuter und Gräser und dadurch mehr Insekten. Genau diese brauchen auch unsere vertrauten Wiesen- und Feldvögel wie beispielsweise die Feldlerche. Selbst die kleinsten Insekten sind von großer Bedeutung für unsere Artenvielfalt.“

Weitere Themen des Symposiums waren die Pflege von Feldrainen im Jahresverlauf, Schulungen für Bauhöfe, Öffentlichkeitsarbeit sowie das Bürgerforschungs-Engagement durch Tagfalter-Monitoring und Feldrain-Patenschaften. Die Stiftung Naturschutz Thüringen präsentierte zudem die Ergebnisse des floristischen und faunistischen Monitorings, die den Erfolg der blütenreichen Feldrain-Anlagen belegen. Im floristischen Monitoring wurden 2024 insgesamt 373 Arten dokumentiert, zwischen 2021 und 2024 sogar 426, darunter rund 35 gezielt ausgesäte Zielarten, überwiegend heimische Wildkräuter. Besonders eindrucksvoll sind die Ergebnisse bei den Wildbienen und Hummeln: Zwischen 2021 und 2024 wurden insgesamt 244 verschiedene Arten festgestellt, was mehr als die Hälfte aller in Thüringen vorkommenden Arten entspricht. Allein im Jahr 2024 konnten 194 Arten mit 12.947 Exemplaren, davon 11.534 Wildbienen, nachgewiesen werden. 

„Die Ergebnisse zeigen klar:  Feldraine wirken und zwar in kurzer Zeit. Sie fördern Wildbienen, Schwebfliegen und viele andere Bestäuber und tragen damit direkt zur Sicherung unserer Ernährung bei“, so Carlotta Schulz, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Naturschutz Thüringen. „Trotz der positiven Bilanz bleibt die Umsetzung in der Praxis herausfordernd. Vor allem die Flächenakquise gestaltet sich schwierig. Damit Feldraine eine dauerhafte Wirkung für Wildbienen und andere wichtige Bestäuber entfalten können, braucht es förderliche, erleichternde und unbürokratische Rahmenbedingungen in Politik und Gesellschaft. Jeder kann zudem selbst einen Beitrag leisten, etwa durch das Aussäen heimischer Wildpflanzen, die Unterstützung regionaler Landwirte, die Feldraine für Bestäuber anlegen, durch die Teilnahme am Tagfalter-Monitoring oder die Übernahme von Feldrain-Patenschaften.“

Hintergrund: 
Das Projekt VIA Natura 2000 wird von der Stiftung Naturschutz Thüringen zusammen mit den Trägern der Natura 2000-Stationen Unstrut-Hainich/Eichsfeld, Osterland, Gotha/Ilm-Kreis, Südharz/Kyffhäuser und Mittelthüringen/Hohe Schrecke sowie die Umwelt- und Agrarstudien GmbH durchgeführt. Vor Ort übernehmen engagierte Privatpersonen und Landwirte Feldrain-Patenschaften. Sie dokumentieren Veränderungen, pflegen die Flächen und tragen das Thema weiter.
www.via-natura-2000.de/