Nahe der Ortschaften Oldisleben, Heldrungen und Bretleben konnten im Frühjahr dieses Jahres drei neue Feldraine mit einer Gesamtgröße von 2,1 Hektar angelegt werden. Im Projekt „Via Natura 2000“ hat der Landschaftspflegeverband Südharz/ Kyffhäuser e.V. mit Sitz in Sundhausen in Zusammenarbeit mit der Stadt an der Schmücke und den ortsansässigen Agrarbetrieben auf ehemaligen Wegeflurstücken Saatgut von regionalen Wildkräutern und Gräsern ausgebracht. Zuvor erfolgte eine Markierung mit Eichenpfosten der neu eingemessenen Flächen.
Früher prägten blühende, artenreiche Feldraine die Ackerränder und trugen so zu einem abwechslungsreichen Landschaftsbild und attraktivem Lebensraum u. a. für bestäubende Insekten bei. Mittlerweile sind solche Feldraine in Thüringen sehr selten geworden. Blütenreiche Randstreifen zwischen zwei Feldern oder an Wegrändern sind entweder gar nicht mehr vorhanden, flächendeckend mit Gräsern bewachsen und nicht naturschutzfachlich gepflegt oder so schmal, dass sie durch Nährstoff- und Pestizideintrag aus den umliegenden Ackerflächen kaum noch Lebensraum für Tiere bieten.
Ziel des VIA Natura 2000-Projektes ist es, neue Feldraine entlang von bestehenden Wegen oder zwischen Feldern in den Agrarlandschaften dauerhaft anzulegen. Die Projektflächen werden auf Basis umfassender, flurstücksgenauer Biotopverbundplanungen ausgewählt, um auch die Vernetzung zwischen Natura 2000- und anderen Schutzgebieten zu verbessern.
Projektleiter Tobias Ehrhardt im VIA Natura 2000-Teilprojekt des Landschaftspflegeverbandes Südharz/ Kyffhäuser e.V. erklärt: „In den landwirtschaftlich intensiv genutzten Ackerbauregionen ist es besonders wichtig, bestehende Strukturen wie Wegränder, Hecken und Baumreihen zu erhalten und gleichzeitig neue Strukturen anzulegen. Feldraine sind dabei ein essenzieller Baustein, um überlebenswichtige Nahrungs-, Rückzugs- und Fortpflanzungsräume in unserer Feldflur bereitzustellen und den Biotopverbund zwischen bestehenden Schutzgebieten zu optimieren“.
Ehrhardt berichtet weiter, dass sich die Ansaaten aus dem letzten Jahr im Bereich Heygendorf, Hachelbich und Badra gut etabliert haben. Derzeit stehen die kräuterreichen Säume in voller Blüte und werden rege von Insekten, aber auch verschiedenen Vogelarten und Niederwild frequentiert. Momentan wird das botanische sowie floristische Monitoring auf den Flächen durchgeführt: Durch das gezielte Kartieren von Wildbienen, Schwebfliegen und Tagfaltern soll der positive Effekt der Neuanlagen anhand vorkommender Arten und deren Individuenzahlen qualitativ und quantitativ über mehrere Jahre nachgewiesen werden.
„Hervorheben möchte ich den Einsatz der Stadt an der Schmücke, der Stadt Artern sowie der Gemeinde Kyffhäuserland, die im Rahmen des Projektes durch die Bereitstellung und langfristige Sicherung von Projektflächen einen wesentlichen Beitrag zur Wiederherstellung einer strukturreichen Agrarlandschaft in der Region beitragen. Ein besonderer Dank für die umfangreiche Unterstützung bei der diesjährigen Frühjahrsansaat und der zukünftigen Pflege der neu entstandenen Feldraine gilt den involvierten Landwirtschaftsbetrieben aus Oldisleben und Braunsroda“, so Ehrhardt weiter.
Im Rahmen des bis 2026 laufenden Projektes im Bundesprogramm Biologische Vielfalt stehen finanzielle Mittel für zertifiziertes Regio-Saatgut sowie für die Planung, Anlage und Pflege von mehrjährigen Feldrainen zur Verfügung. Der Landschaftspflegeverband Südharz/ Kyffhäuser e.V. agiert hierbei als Projektkoordinator für die Landkreise Nordhausen und Kyffhäuserkreis. Interessierte Kommunen, Landbesitzerinnen und -besitzer und Agrarbetriebe oder ehrenamtliche „Feldrainpaten“ können Partner des Projektes werden und sich bei Interesse bei Herrn Ehrhardt (Tel.: 03631/4966478 oder per E-Mail: via(at)lpv-shkyf.de melden.
Mitmachmöglichkeiten für alle gibt es zudem beim VIA Natura-Fotowettbewerb zum Thema „blüten- und insektenreiche Feldraine in der Thüringer Agrarlandschaft 2023“, der noch bis zum 31. Oktober 2023 läuft: www.via-natura-2000.de/fotowettbewerb
Bisher konnten in beiden Landkreisen bereits 10 Hektar wertvoller Feldrainbiotope für bestäubende Insekten neu angelegt werden.
Die Förderung des Verbundprojektes erfolgt im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Weiterhin beteiligen sich das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz, die Stiftung Naturschutz Thüringen sowie die Natura 2000-Station Südharz/ Kyffhäuser.
Weitere Informationen zum Projekt: www.via-natura-2000.de/

