„Haarschnitt“ wird zu lebendigem Sichtschutzzaun für neue Besucherlenkung im Alperstedter Ried

Mehr Sicherheit für Besucher – mehr Ruhe für seltene Brutvögel

  • Kameraden der Feuerwehr Alperstedt nach getaner Arbeit. Vielen Dank! Foto: SNT
  • Beim Löcherbohren für die Weiden, half auch die Jüngste. Foto: SNT
  • Das erste Stück Weidenzaun steht. Jetzt muss er nur noch austreiben, um richtigen Sichtschutz zu bieten. Foto: SNT

Letzten Samstag war es wieder Zeit für Kurzhaar-Frisuren. Die Kameraden der Feuerwehr Alperstedt gingen bei schönstem Sonnenwetter ausgewählten Kopfweiden im Alperstedter Ried an den Kragen, um ihnen dank des geringeren Gewichtes ein längeres Leben zu ermöglichen. Denn je dicker die Äste auf den Köpfen der Weiden, desto größer das Gewicht und die Gefahr auseinander zu brechen. Natürlich freuen sich auch wieder die Weidetiere über die Zweige, die gerade im Winter aufgrund ihrer vielfältigen Inhaltsstoffe gerne angeknabbert werden.

Einen Teil der Ruten hat Stiftungsmitarbeiterin Stella Schmigalle mit ehrenamtlich engagierten Menschen gerettet, um sie rund um den Aussichtsturm als lebendigen Sichtschutzzaun in den feuchten Boden zu stecken. Damit will die Stiftung die Besucherlenkung ab Mitte März so anpassen, dass die seltenen und störungsempfindlichen Wiesenbrüter im Bereich der Feuchtflächen um den Bohlenweg weniger gestört werden. Gleichzeitig soll der Aussichtsturm mit dem schönen Blick über die Moorlandschaft ganzjährig ohne Kontakt mit den Weidetieren betreten werden können.

Der Rundweg sowie der Bohlenweg und damit auch der Durchgang zwischen Haßleben und Alperstedt bleiben damit ab Mitte März für 3,5 Monate geschlossen. Die Stiftung Naturschutz Thüringen hofft auf das Verständnis der Besucher zugunsten der seltenen Tierarten. Ab Juli soll der Durchgang zwischen Alperstedt und Haßleben dann wieder möglich sein. Der Rundweg mitten durch die Weide allerdings wird der Vergangenheit angehören. Stattdessen werden Bereiche geschaffen, in denen die Besucher ohne direkten Kontakt zu den Weidetieren das Gebiet erleben können und trotzdem gute Aussichten auf die beeindruckenden tierischen Landschaftspfleger behalten. So soll die Sicherheit für Besucher erhöht werden. „Wir reagieren hiermit auf Hinweise aus der Bevölkerung und die erhöhten Besucherzahlen bei gleichzeitig höheren Tierzahlen mit zahlreichen Kälbern. Bisher ist glücklicherweise noch nie etwas passiert und so soll es auch bleiben!“, so Schmigalle.  Uns liegt es sehr am Herzen das besondere Idyll des Alperstedter Rieds erlebbar zu halten, sowohl für private Besucher, als auch für geführte Wanderungen und Umweltbildungsaktionen. Gleichzeitig möchte die Stiftung Naturschutz Thüringen dabei die Sicherheit erhöhen. Denn die Weidetiere sind eben keine Reitpferde und nur an den Weidewart gewöhnt. Wenn Besucher das dennoch vorhandene Interesse der Tiere missinterpretieren und versuchen ihre Kinder auf die Ponys zu setzen, dann wird einem als Tierhalter und Verantwortlicher für das Projekt doch mulmig.

 

„Da den vielen Partnern, die an dem Projekt beteiligt sind, das Gebiet sehr am Herzen liegt und wir auch langfristig ein gutes Gleichgewicht zwischen Artenschutz, Umweltbildung und Naherholung halten wollen, gehen wir die Anpassungen nun an und bitten um Verständnis“, so Schmigalle weiter. Die Märzwochenenden werden Stiftungsmitarbeiter und ehrenamtliche Unterstützer vor Ort sein, um Fragen zu beantworten und mit Hintergrundinformationen für Verständnis zu werben. Auch geführte Wanderungen werden dann wieder angeboten. Wer den Sichtschutzzaun mit vollenden will, kann sich Samstag, den 12.03. vormerken.  Dann wird gemeinsam wieder angepackt und auch der Wilde-Weiden-Weg soll wieder mit Hackschnitzeln gut begehbar gemacht werden.

Hintergrund:
Seit September 2015 wird der westliche Teil des Naturschutzgebietes (NSG) und angrenzende ehemalige Äcker auf 115 Hektar ganzjährig beweidet und bietet so nicht nur den dort zahlreich vorkommenden gefährdeten Tier- und Pflanzenarten störungsfreien Lebensraum, sondern auch den vierbeinigen Landschaftspflegern. Um die Menschen vor Ort mitzunehmen, war es immer ein Anliegen die schon vorher zugänglichen Wege zu erhalten und im besten Falle mit einem Rundweg das durch die Weidetiere in der Aufmerksamkeit gestiegene Gebiet erlebbar zu machen. Nach 6 Jahren ist es nun an der Zeit, neue Weg zu erschließen.

Die Maßnahmen im Alperstedter Ried werden im Rahmen des Projektes „Moorlandschaft Alperstedter Ried“ von der Stiftung Naturschutz Thüringen betreut. Träger des Beweidungsprojektes ist die ARUA-Agrar GmbH Mittelhausen. Das Flurbereinigungsverfahren Alperstedter Ried leistet dabei die Grundlagen des Projektes durch Flächenerwerb, Eigentums- Neuzuteilung und Schaffung gemeinschaftliche Anlagen.

Die Alperstedter Feuerwehr nimmt sich bereits wiederholt dem Kulturgut Kopfweide an. Die Maßnahmen werden durch das Förderprogramm zur Durchführung von Maßnahmen des Naturschutzes und der Landschaftspflege durch das Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz finanziert.