Naturwald: Neue Fläche im Thüringer Schiefergebirge

Foto: SNT

Mit Unterstützung des Bundes, des Landes und der Heinz-Sielmann-Stiftung hat die Stiftung Naturschutz Thüringen eine rund 320 ha große Waldfläche sowie knapp 20 ha des ehemaligen innerdeutschen Grenzstreifens im Naturschutzgebiet (NSG) „Jägersruh – Gemäßgrund – Mulschwitzen“ im südlichen Saale-Orla-Kreis erworben. Das Vorhaben wurde mit etwa 3.1 Millionen Euro vom Bundesumweltministerium, mit einer Million vom Thüringer Umweltministerium und 200 000 Euro von der Heinz-Sielmann-Stiftung finanziert. Das Bundesumweltministerium unterstützt mit seinen Mitteln aus dem Wildnisfonds das Erreichen des Zwei-Prozent-Wildnisziels der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS). 

Dazu erklärt Umweltministerin Anja Siegesmund:  "Mehr Naturwald ist gut für den Klimaschutz und die Artenvielfalt. Wo sich unsere Wälder natürlich entwickeln und die Bäume sehr alt werden, wird C02 länger gebunden und es entstehen neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen. Naturwald ist auch gut für den Tourismus und die Wertschöpfung in der Region – wie zum Beispiel der Nationalpark Hainich oder das Biospährenreservat Rhön zeigen."

 „Viele Arten werden von verbesserten Habitatbedingungen und der Störungsarmut profitieren.  Außerdem ergeben sich vielfältige Synergieeffekte mit dem Klimaschutz, der Klimaanpassung, dem Naturerleben und der Umweltbildung“, so Denis Peisker, Geschäftsführer der Stiftung Naturschutz Thüringen. Der vor dem Eintreten des Prozessschutzes erforderliche Waldumbau wird für voraussichtlich mindestens 15 Jahre notwendig sein, die notwendigen Maßnahmen werden zunächst in einem Managementplan erarbeitet. „Hierbei soll auch der Schutz der angrenzenden Privatwaldflächen sowohl auf der thüringischen als auch auf der bayrischen Seite besonders berücksichtigt werden“.

Die ausgewählte Fläche im Thüringer Schiefergebirge ist durch die Lage an der ehemaligen innerdeutschen Grenze relativ unzerschnitt en und beinhaltet Bergmischwald mit Fichten, Buchen und Weiß-Tannen sowie Fichten-Forste. Sie bietet Lebensraum beispielsweise für Haselhühner, Rauhfuß- und Sperlingskauze, Schwarzspechte, Schwarzstorche und Wildkatzen. Der Erwerb der Fläche ermöglicht die Entwicklung einer Waldwildnis innerhalb des Naturschutzgebietes sowie die Pflege und Entwicklung des betreffenden Grenzabschnitts nach den Zielen des Nationalen Naturmonuments Grünes Band Thüringen.

Hintergrund: Wildnisfonds und 2-Prozent-Wildnisziel der Bundesregierung 

Der finanzielle Anteil des Bundes erfolgt über das Förderprogramm „Förderung der Wildnisentwicklung in Deutschland“ (Wildnisfonds). Mit diesem unterstützt das Bundesumweltministerium gezielt Maßnahmen, um das Zwei-Prozent-Wildnisziels der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) zu erreichen. Das Ziel sieht vor, dass sich die Natur auf mindestens zwei Prozent der Fläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten entwickelt. Das betrifft beispielsweise Wälder, Bergbaufolgelandschaften, ehemalige Truppenübungsplätze, Gebiete an Fließgewässern oder an Meeresküsten, in Mooren und im Hochgebirge. Wildnisgebiete im Sinne des Zwei-Prozent-Ziels der NBS sind ausreichend große, (weitgehend) unzerschnittene, nutzungsfreie Gebiete, in denen ein vom Menschen unbeeinflusster Ablauf natürlicher Prozesse dauerhaft gewährleistet ist. Im aktuellen Bundeshaushalt stehen für den Wildnisfonds 20 Millionen Euro bereit. Der Wildnisfonds ist ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Mit der Betreuung des Wildnisfonds ist die bundeseigene Projektträgerin Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH beauftragt.