Wichtige Fragen und Antworten zum Kauf der Waldfläche im Naturschutzgebiet Jägersruh - Gemäßgrund - Mulschwitzen

  • Hat die Stiftung Naturschutz Thüringen Wald aus dem Besitz von Heinrich XIII. Prinz zu Reuß aufgekauft?

    Im Jahr 2020 hat der Freistaat Thüringen das naturschutzrechtliche Vorkaufsrecht für ca. 338 ha Waldfläche im Naturschutzgebiet (NSG) Jägersruh - Gemäßgrund - Mulschwitzen" zugunsten der Stiftung Naturschutz Thüringen (SNT) ausgeübt. Dies bedeutet, dass die SNT anteilig in einen Privatverkauf zwischen Heinrich XIII. Prinz zu Reuß und einer privaten Unternehmensgruppe eingestiegen ist, um die naturschutzfachlich bedeutsamen Flächen in dem ebenfalls direkt das Grüne Band umfassenden Naturschutzgebiet (NSG) zu sichern.

  • Was ist ein naturschutzfachliches Vorkaufsrecht?

    Liegt ein Grundstück, das verkauft werden soll, in einem Naturschutzgebiet, steht dem Land (z.B. Thüringen) unter bestimmten Voraussetzungen ein naturschutzrechtliches Vorkaufsrecht zu. Das heißt, das Land hat dann das Recht, das Grundstück als Erster zu kaufen. Dadurch können wertvolle Flächen langfristig für den Naturschutz gesichert werden.

  • Warum hat die Stiftung Naturschutz Thüringen die Fläche gekauft und was macht sie damit?

    Mit dem Flächenerwerb wird eine erste Voraussetzung für die Schaffung eines großflächigen Wildnisgebietes im Sinne der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt geschaffen. Der Kauf war daher ein wichtiger Beitrag zur Erfüllung des „2 %-Ziels“ der Bundesregierung.
    Innerhalb eines großflächigen Wildnisgebiets kann sich die Natur frei nach ihren Gesetzmäßigkeiten entwickeln, was einen unverzichtbaren Beitrag für den Schutz der biologischen Vielfalt darstellt. Viele Arten werden von verbesserten Habitatbedingungen und der Störungsarmut profitieren.  Außerdem ergeben sich vielfältige Synergieeffekte mit dem Klimaschutz, der Klimaanpassung, dem Naturerleben und der Umweltbildung.

    Mehr dazu finden Sie auf unserer Projektseite: https://www.stiftung-naturschutz-thueringen.de/handeln/stiftungsprojekte/projekt/waldwildnis-thueringer-schiefergebirge-frankenwald

     

  • Welcher Preis ist für den Wald gezahlt worden und wie kommen die Beträge zustande?

    Bei der Ausübung des Vorkaufsrechts tritt der Vorkäufer zu den Konditionen des Erstkäufers in den Kaufvertrag ein. Der Ausgangspreis wurde anhand des Bodenwertes, des darauf befindlichen stehenden Holzes und der vorhandenen Infrastruktur sowie des Jagdrechtes bemessen.  Der Gesamtvertrag umfasste einen größeren Flächenumfang, von dem die SNT nur den innerhalb des NSG gelegenen Flächenanteils über die Ausübung des Vorkaufsrechts erworben hat. Auf die SNT entfiel entsprechend des Flächenumfangs der im Naturschutzgebiet gelegenen Flächen ein Anteil am Kaufpreis von ca. 4,06 Mio €. Für den Ankauf erfolgte eine Förderung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) über das Förderprogramm „Wildnisfonds“ in Höhe von rund 3 Mio €. Darüber hinaus wurde das Vorhaben durch das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN) mit rund 1 Mio € und die Heinz-Sielmann-Stiftung mit 200.000 € unterstützt.

     

  • Was ist die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt?

    Die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) ist die zentrale Naturschutzstrategie der Bundesregierung. Sie wurde am 07.11.2007 verabschiedet mit dem Ziel, den Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten. 

  • Was ist das 2%-Ziel der Bundesregierung?

    In der nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt hat die Bundesregierung festgelegt, dass sich die Natur bis zum Jahr 2020 auf mindestens 2 % der Landesfläche wieder frei entwickeln kann, d.h. sogenannte „Wildnisgebiete“ entstehen sollen. Außerdem wurde beschlossen, dass der Flächenanteil der Wälder mit naturbelassener Entwicklung 5 % betragen soll.

  • War der Stiftung Naturschutz Thüringen die Person Heinrich XIII. Prinz zu Reuß bekannt?

    Der SNT war Heinrich XIII. Prinz zu Reuß nicht bekannt und hatte auch im Rahmen des Kaufprozesses keinerlei persönlichen Kontakt mit ihm. Der Verkauf und die dazugehörige Kommunikation liefen direkt über den zuständigen Notar und den eigentlichen Käufer der Fläche.

  • Hat die Stiftung noch weitere Waldgrundstücke von Heinrich XIII. Prinz zu Reuß gekauft oder an ihn verkauft?

    Nein, es wurde keine weiteren Geschäfte mit Heinrich XIII. Prinz zu Reuß getätigt.